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Kann der Frieden herbeigebombt werden?

07. Dez 1999

Zum Krieg um den Kosovo - Eine Stellungnahme des Pax Christi Kreises Aschaffenburg

In einer Gesprächsrunde zum Kosovokrieg am 30. März 1999 haben die Teilnehmer folgende Stellungnahme verabschiedet. Wir freuen uns, wenn andere Personen und Gruppen sich unseren Forderungen anschließen und diese Stellungnahme weiter verbreiten. Wir bitten um Rückmeldung an:


krieg-im-kosovo@kullmann.de




Kann der Frieden herbeigebombt werden?


Zum Krieg um den Kosovo -

Eine Stellungnahme des Pax Christi Kreises Aschaffenburg


Viele Völker im ehemaligen Jugoslawien leiden seit vielen Jahren unter Krieg, Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung. Auch das Volk im Kosovo wird seit mehreren Jahren unterdrückt und verfolgt. Unrecht geschieht von allen Seiten. Viele unermüdliche Verhandlungen haben nicht zum Erfolg geführt. Jetzt werden die Menschenrechte im Kosovo von serbischer Seite in massivster Weise verletzt. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter. Menschen werden ermordet, gefoltert, abgeschlachtet und von militärischen Verbänden und von serbischen Milizen aus ihrer Heimat vertrieben. Bomben fallen auf Jugoslawien und erneut sterben viele unschuldige Menschen. Die Luftangriffe der NATO dienen Milosevic als Rechtfertigung für immer neue Massaker. Mit menschenverachtendem Zynismus findet eine sogenannte ethnische Säuberung statt.

Viele Menschen und Gruppen fragen nach der Rechtmäßigkeit des NATO-Einsatzes und stellen diesen in seiner letzten Konsequenz in Frage. Zu welchem Ziel führt dieser? Hilft er den Menschen im Kosovo? Gibt es keine menschlichere Lösung? Wie begegnet man einem engstirnigen Diktator, der Verhandlungsergebnisse einfach nicht akzeptiert? Auch in einer Verlautbarung des Vatikans heißt es in Bezug auf diese Problematik: die Logik wonach ein Verhandlungsergebnis herbeigebombt werden soll, sei verfehlt und führe zu nichts.

Inzwischen wird schon der Einsatz von Bodentruppen diskutiert. Eine Ausweitung des Konflikts, auch auf andere Länder, droht. Die Leiden der Bevölkerung nehmen zu und die Fronten verhärten zunehmend. Damit wird ein friedliches Zusammenleben in der Zukunft immer aussichtsloser.

Zwischenzeitlich ist die Friedensarbeit, unter anderem von Pax Christi, und die humanitäre Hilfe verschiedener Gruppen zum großen Teil zum Erliegen gekommen. Der gesamte Balkan befindet sich in einer humanitären Katastrophe die sich weiter verschlimmern wird.

Wir fragen: Wer wagt in dieser Situation den ersten Schritt zur Versöhnung?



Wir apellieren daher an alle, die in Verantwortung stehen:



Sich für den sofortigen Stopp der Kriegshandlungen auf allen Seiten einzusetzen. Dabei ist vor allem auf Milosevic so einzuwirken, dass die "ethnische Säuberung" unmittelbar beendet wird. Den Menschen im Kosovo ist eine Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen. Auch die NATO wird aufgerufen ihre Kampfhandlungen einzustellen bzw. so weit zu reduzieren, dass sie nur dort eingreift, wo ein direkter Schutz von Menschen dies auch erfordert. Auch ist die UCK soweit zu beeinflussen, dass sie ihre Untergrundtätigkeit und Kampfhandlungen aufgibt.



Sich stark zu machen für eine Einbeziehung der UNO und der OSZE als Vermittler zwischen den Konfliktparteien.



Rußland stärker in die Konferenzen zwischen den Konfliktparteien mit einzubinden, Rußland soll dabei als gleichberechtigter Partner in allen Verhandlungen angesehen werden.



Sich dafür einzusetzen, dass jegliche Waffenlieferungen in das Krisengebiet unterbunden werden.



Es als vorrangige Aufgabe anzusehen, den Flüchtlingen in der Krisenregion sofort und wirksam zu helfen. Wenn die BRD bereit ist, 37 Millionen DM unbürokratisch für humanitäre Hilfeleistung einzusetzen, so fragen wir, ob dies ausreichend ist. Der Friede sollte uns mindestens soviel wert sein wie die Kriegshandlungen. Hier erhebt sich für uns die Frage, was kostet ein Tag Kriegführung und in welchem Verhältnis steht diese Summe zu den vorgesehenen 37 Millionen für humanitäre Hilfe?



Unmittelbar Vorbereitungen zu treffen für die unbürokratische Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Kososvo und Deserteuren aus Serbien.



Schon jetzt dafür Sorge zu tragen, dass nicht nur Symptome durch Waffengewalt bekämpft werden, sondern dass ein Dienst von Friedenshelfern ermöglicht wird, die in der Vermittlerarbeit zwischen den verfeindeten Volksgruppen eingesetzt werden. Die Kosten hierfür werden nur einen Bruchteil der Kosten der militärischen Gewalt ausmachen.
Wir als Pax Christi Gruppe wollen unsere Hilflosigkeit in dieser Situation nicht verleugnen, aber als Christen haben wir gerade in dieser vorösterlichen Zeit eine feste und begründete Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Menschen.


Aschaffenburg, den 30. März 1999



Pax Christi Aschaffenburg
Diakon Bernhard Kullmann
Dammer Straße 25
63741 Aschaffenburg